EBI-Schülerwettbewerb „Gewissen und Widerstand in Deutschland, Polen und Tschechien“ Trützschler-Oberschüler bringen einen ERSTEN PREIS nach Falkenstein mit

Zur Erinnerung an das Stauffenberg-Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944, das sich in diesem Jahr zum 80. Mal jährt, rief die Stiftung der Vertriebenen im Freistaat Sachsen (EBI) zum internationalen Schülerwettbewerb „Gewissen und Widerstand in Deutschland, Polen und Tschechien“ auf. Ausdrücklich ermuntert durch Dr. Herbert Gall, Vorsitzender des Bundes der Vertriebenen Vogtland, sowie von Dr. Jens Baumann, dem Beauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen, beteiligte sich auch die Trützschler-Oberschule am Wettbewerb. Eingereicht wurde das Geschichtsprojekt über Alfred Roßner. In der Wettbewerbsausschreibung hieß es u.a.: „… Welche Form des Widerstands hat euch berührt, beeindruckt, erschüttert? Geht der Frage nach, was Menschen antreibt, sich gegen Autokratie, Totalitarismus und Diktatur zu wehren und sich widerständig zu verhalten. … Denkt daran, dass es viele öffentlich nicht bekannte Menschen gab, die im alltäglichen Leben Widerstand geleistet haben.“

Über mehrere Jahre hatten sich    –   angeregt durch die Buchautorin Hanna Miska   –   Jugendliche aus der Trützschler-Oberschule im og. Geschichtsprojekt intensiv mit der Erinnerung an den Falkensteiner Alfred Roßner befasst, der während des Zweiten Weltkrieges als Textilunternehmer im polnischen Ghetto Będzin zwar im Dienst der SS stand, aber all seine gerade dadurch vorhandenen Handlungsspielräume nutzte, um die jüdischen Zwangsarbeiter in seiner Firma zu schützen sowie ihnen das Leben zu erleichtern und auf diese Weise sogar zahlreiche Menschenleben gerettet hat. Er selbst bezahlte dafür mit seinem eigenen Leben, denn seine Hilfe für Juden wurde entdeckt, er wurde von der Gestapo verhaftet und kam 1943 im Gefängnis zu Tode.

Ein halbes Jahrhundert später wurde er von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als GERECHTER UNTER DEN VÖLKERN geehrt. Diese hohe Auszeichnung vergibt der Staat Israel an nichtjüdische Einzelpersonen, die während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges Juden ohne Gegenleistung sowie unter Gefahr für das eigene Leben geholfen haben. Nur 627 Deutschen wurde diese Ehrung zuteil und einer der so Geehrten war der Falkensteiner Alfred Roßner   –   ein Mann, der während einer grausamen Diktatur in seinem alltäglichen Leben mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln Widerstand geleistet hat.

Nach unserem SPURENSUCHE-Projekt war in Falkenstein bezüglich der Erinnerung an Roßner einiges in Bewegung geraten. Inzwischen wird das Gedenken an diesen jahrzehntelang fast vergessenen Menschen in seiner Heimatstadt auf unterschiedliche Weise gepflegt.

Die Geschichte seines Lebens passte zum Thema des og. internationalen Schülerwettbewerbs und so beteiligten wir uns mit unseren umfassenden Projektmaterialien. Im April kam dann die Einladung der Jury zur Preisverleihung. Eine kleine Falkensteiner Delegation reise am 24.05. nach Hoyerswerda, wo im dortigen Johanneum die feierliche Abschlussveranstaltung des Wettbewerbs mit der Prämierung der besten Beiträge stattfand. (Wir bedanken uns an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bei der Freiwilligen Feuerwehr Oberlauterbach, die uns für unsere Reise einen Kleinbus samt Fahrer zur Verfügung gestellt hat.)

Dass unser Falkensteiner Projekt unter 21 eingereichten deutschen, polnischen und tschechischen Beiträgen einen 1. Preis erhielt, macht uns natürlich sehr stolz. Aus den Händen von Oliver Schenk, Chef der Sächsischen Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten & Medien, nahmen wir die Urkunde sowie einen Geldpreis entgegen. Letzterer wird seine Verwendung natürlich für eine Geschichtsexkursion finden. Jugendliche aus der Klasse 9a haben sich kürzlich bei der Verlegung der Stolpersteine in Falkenstein engagiert   –   und dieses Engagement soll damit gewürdigt werden.

Martina Wohlgemuth
Lehrerin für Deutsch u. Geschichte / Projektleitung