Geschichte hautnah erleben – Exkursionen nach Mödlareuth

 Im Rahmen des Geschichtsunterrichts führten Neunt- und Zehntklässler der Wilhelm-Adolph-von-Trützschler-Oberschule Falkenstein im April und Mai Exkursionen ins Deutsch-Deutsche Museum Mödlareuth durch.

Zunächst konnten die Jugendlichen dort bei Zeitzeugen-Vorträgen interessante Einblicke in das Leben des kleinen Dorfes, das man während der Zeit der deutschen Teilung auch „Little Berlin“ nannte, gewinnen. In verschiedene Herrschaftsbereiche aufgeteilt war Mödlareuth über viele Jahrhunderte stets, aber nie waren die Folgen einer Teilung so schmerzhaft spürbar wie in der Zeit, als die Mauer direkt entlang des kleinen Tannbachs verlief. Familien waren ungefragt zerrissen worden und durften sich von einer Seite der Mauer zur anderen nicht einmal mehr zuwinken. Fluchten waren geplant und manchmal auch ausgeführt worden – nicht immer erfolgreich. Mitunter verloren auch Menschen dabei ihr Leben. Berührende Geschichten wussten die Zeitzeugen darüber zu berichten.

In einem kleinen Film wurde danach das bereits erworbene Wissen vertieft. Die Freude über die Öffnung der Mauer sowie über die ersehnte Errichtung eines Grenzüberganges in Mödlareuth wurde durch Originalaufnahmen aus dem Dezember 1989 eindrucksvoll nacherlebbar.

Beim abschließenden Rundgang durch die noch vorhandenen Grenzanlagen erlebten die Schüler hautnah, dass die Mauer mit Wachtürmen und Stacheldraht nicht nur die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Spaltung bedeutete, sondern vor allem auch familiäre Tragödien für die Einwohner von Mödlareuth nach sich zog. Man sieht deutlich, wie nahe sich die Grundstücke und Höfe Verwandter stets waren. Und doch waren sie viele Jahre unerreichbar voneinander getrennt, lagen in zwei grundverschiedenen Bereichen hinter dem „Eisernen Vorhang“.

Im Fachunterricht wurden nach der Exkursion alle Eindrücke intensiv ausgewertet. Dass dabei immer wieder Fragen zum Alltagsleben mit solch einer Teilung aufkamen, zeigt deutlich, wie weit diese Zeit mittlerweile aus dem Bewusstsein der jungen Generation gerückt ist. Unüberwindbare Grenzen sind kaum noch etwas, worüber Heranwachsende in unserem Teil der Welt heute ernsthaft nachdenken müssen. Trotzdem ist es wichtig, dass man den Jugendlichen an historischen Stätten wie Mödlareuth auch heute noch zeigen kann, wie eine Trennung mitten in Europa möglich war.

mawohl